Flexibler Lebensraum: Jedes Alter hat unterschiedliche Ansprüche an das eigene Reich. Deshalb ist die Möglichkeit einer einfachen Umgestaltung des Zimmers von großer Bedeutung.
Kinder(t)räume
Wisst ihr, wie das bei uns war? Noch bevor unser erstes Kind das Licht der Welt erblickte, hatte meine Frau ganz genaue Vorstellungen davon, wie das Babyzimmer aussehen soll. Sie durchstöberte das Internet, schlenderte durch die Möbelabteilungen und kaufte sogar schon das ein oder andere Kuschelkissen.
Wir Eltern möchten es unserem Nachwuchs eben so schön wie möglich machen. Dabei vergessen wir vielleicht manchmal, dass ein Baby vor allem gerne ganz nah bei Mama oder Papa ist und eigentlich auch am liebsten im Elternbett schläft.
Kurzum: Für Babys ist ein eigenes Zimmer von keinerlei Bedeutung und dennoch schenken wir ihm so viel Aufmerksamkeit. Schon bald ändert sich natürlich die Situation: Es wird Spielfläche benötigt, Platz zum Vorlesen, Basteln oder Schätze aufbewahren. Ein Bett – liebend gern als Hochbett – ein Schreibtisch in angenehmer Lernumgebung und von Jahr zu Jahr wächst der Wunsch nach mehr Privatsphäre. Wir Eltern sind dann nicht immer willkommen.
All das zeigt, dass ein Kinderzimmer viele Funktionen erfüllen muss, um den Anforderungen und Bedürfnissen der heranwachsenden Kinder gerecht zu werden. Keine so einfache Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es im Haus meist ein und derselbe Raum bleibt. Das Zauberwort heisst daher: Flexibilität.
Worauf ihr bei der Planung des Kinderzimmers oder der Kinderzimmer achten solltet, habe ich hier für euch zusammen getragen.
8 Tipps für die Kinderzimmerplanung
1. Grundrissplanung
Lage
Wo soll sich das Kinderzimmer im Haus befinden? In welcher Weise soll es vom Elterntrakt abgetrennt sein?
Für die richtige Lage spielt natürlich das Alter des Kindes beziehungsweise der Kinder eine entscheidende Rolle. Sind die Kinder schon größer, ist es sinnvoll, die Zimmer so klar wie möglich vom Elternbereich abzugrenzen. Gerade Teenager wünschen sich Unabhängigkeit und Privatsphäre. In diesem Fall könnten die Kinderzimmer in der einen Hälfte des Hauses im Obergeschoss geplant werden, der Elternteil auf der anderen. Dieser klassischen Anordnung bedienen sich viele Bauherren. Die Treppe sollte dabei bestenfalls so liegen, dass der Nachwuchs mit seinen Freunden nicht immer am Schlafzimmer vorbei stapfen muss.
Für Babys und Kleinkinder ist es ratsam, den Raum in der Nähe des elterlichen Schlafzimmers zu platzieren. Müssen die Kleinen nachts umsorgt werden, erspart man sich auf diese Weise lange Wege. Auch die Nutzung der benachbarten Räume sollte mitgedacht werden. Befindet sich zum Beispiel das Badezimmer direkt nebenan, können Dusche oder Toilettenspülung laute Geräusche verursachen und das Kleine wecken. Aber Babys wachsen schnell aus ihrem Strampler heraus und sind in Kürze stolz auf ein eigenes Reich, so dass dem Babyzimmer nicht unbedingt die größte Beachtung geschenkt werden muss. Solltet ihr ohnehin im Obergeschoss auch ein (kleines) Arbeits- oder Gästezimmer planen, könntet ihr das neben dem Elternbereich platzieren. Anfangs würden hier Babybett und Wickeltisch einziehen, später könntet ihr die Räume einfach tauschen, so dass das Kleinkind in ein größeres Kinderzimmer wechselt.
Oder wie wäre es gerade für Teenager mit einem eigenen Raum im Erdgeschoss? In einem ursprünglichen Arbeitszimmer könnte sich der Heranwachsende nun einrichten und das Homeoffice würde im Obergeschoss seinen neuen Bestimmungsort finden. Wenn ihr das für später in Erwägung zieht, dann plant im Erdgeschoss nicht nur ein Gäste-WC, sondern besser ein kleines Duschbad ein. Euer Kind wird es euch danken.
Ausrichtung
Kita- oder Schulkinder nutzen ihren Bereich überwiegend nachmittags. Von daher ist eine Ausrichtung nach Süden oder Westen sinnvoll – für möglichst viel natürliches Licht.
Form
Rechteckige Kinderzimmer lassen sich unkompliziert möblieren und es entsteht in der Mitte viel Spielfläche. Verwinkelte Zimmer haben Charme und den Vorteil, maßgefertigte Möbel in Nischen einbauen zu können oder abgetrennte Bereiche entstehen zu lassen. So zaubert ihr eine Menge Individualität ins Zimmer.
Was liegt drunter?
Wenn ihr beispielsweise das Kinderzimmer im Obergeschoss über dem Hauswirtschaftsraum des Erdgeschosses oder über der Diele platziert, wird euch das Gehüpfe, Gerenne oder lautere Musik weitaus weniger stören, als wenn das alles über dem Wohn-Ess-Bereich stattfindet.
2. Raumgröße
Es gibt eine einfache Antwort: So groß wie möglich! Schließlich soll sich der Nachwuchs doch möglichst lange bei uns Zuhause wohlfühlen.
Eine gesetzliche Vorgabe existiert in deutschen Bauordnungen hierfür nicht, wohl aber Empfehlungen von Experten. Demnach sollte ein Kinderzimmer mindestens 12 Quadratmeter umfassen. Eine Größe zwischen 14 und 18 Quadratmeter ist ideal und bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Letztlich hängt es aber auch davon ab, welche Funktionen der Raum erfüllen muss. Ist ein separater Platz für den Schreibtisch geplant, vielleicht in der Galerie oder in einem Gäste-Arbeitszimmer? Gibt es eine zusätzliche Spielfläche im Erdgeschoss oder Stauraum für Spielzeuge, die aktuell nicht genutzt werden? Diese Überlegungen solltet ihr schon in die Planung einbeziehen.
3. Fensterplanung
Kleinkinder lieben bodentiefe Glaselemente, denn so bekommen sie auch von draußen etwas mit, ohne auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen zu sein. Sie können mitverfolgen, ob es gerade regnet, schneit oder ob eine Katze durch den Garten streift. Zudem gelangt so ein Maximum an Tageslicht ins Innere. Idealerweise gönnt ihr dem Zimmer gleich zwei Fenster – wenn möglich auf zwei unterschiedlichen Seiten. Auch ein hochgelegtes Fensterband ist sehr praktisch. Einerseits kann darunter von außen sichtgeschützt das Bett platziert werden, andererseits kommt viel natürliches Licht hinein. Ein eigener Balkon ist ebenfalls eine Überlegung wert; denn der wird vor allem von den Älteren sehr geschätzt.
4. Kinderbad
Bäder für den Nachwuchs sind angesagt. Und praktisch! Kein Gedrängel am Morgen. Diese paar Quadratmeter können den Familienfrieden sichern. Das Kidsbad sollte an das Kinderzimmer angrenzen. Es könnte aber auch als Bindeglied zwischen zwei Kinderbereichen fungieren – mit direktem Zugang nur von diesen Zimmern aus.
5. Bodenbelag
Kinder verbringen viel Zeit auf dem Boden und dieser wird stark beansprucht. Tagein, tagaus ist er die Spielwiese für einfach alles: für die überlaufende Puppenbadewanne genauso wie für die ersten Versuche auf dem Roller oder den Experimentierkasten.
Deshalb muss der Belag robust und unempfindlich sein mit mittlerer bis hoher Abriebfestigkeit. Diese sagt aus, wie gut der Boden äußeren Einflüssen standhält. Zugleich sollte der Boden warm und schadstofffrei sein, gerade bei Kleinkindern. Greift dabei unbedingt auf zertifizierte Produkte zurück.
Empfehlenswert sind Holz- oder Korkfußböden und kurzflorige Teppiche. Parkett ist langlebig und natürlich, ein Teppich kuschelig und warm. Wie wäre es mit einer Kombination aus beidem?
6. Stauraum
Ich hätte nie gedacht, wie viel Spielzeug sich binnen kürzester Zeit ansammelt. Und es wird ständig mehr. Um innerhalb des Zimmers möglichst viel zu verstauen, bietet sich ein Hochbett an. Diese zweite Ebene schafft zusätzliche Fläche. Das Bett oben und darunter könnten Stauraumregale oder kombinierbare Schranksysteme ihren Platz finden. Solche, die ihr nach dem Baukastenprinzip immer wieder erweitern könnt. Das sorgt für eine einheitliche Optik.
7. Farbe
Geht es an die Auswahl der Wandfarbe, spielen Größe und Helligkeit des Kinderzimmers eine entscheidende Rolle. Dunkle Farben lassen Räume kleiner wirken. In größeren, lichtdurchfluteten Räumen stellen sie kein Problem dar. Und egal: pink, lila oder grün – überlasst euren „Großen“ ruhig selbst die Wahl, schließlich sollen sie sich wohlfühlen. Und wenn sie daneben liegen: gar nicht schlimm. Eine Wand ist doch schnell wieder umgestrichen. Zusätzlich könnt ihr Farbe mit Stoffen, Teppichen, Bettwäsche und bunten Aufbewahrungsboxen ins Spiel bringen, die sich bei einem Geschmackswandel unkompliziert austauschen lassen.
8. Anschlüsse
Die Zeit rennt und so werden eure nicht mehr ganz so Kleinen schon bald den ersten Computer benötigen oder sich einen Fernseher wünschen. Um flexibel zu bleiben, solltet ihr hier bei der Planung an die erforderlichen Anschlüsse denken. Ein internetfähiger Schreibtischplatz ist spätestens jetzt seit Corona und Homeschooling essentiell.
Apropos… ich wünsche euch starke Nerven, wenn ihr euch gerade rund um die Uhr um euren Job und die Bildung eurer Kids kümmern müsst. Und ich wünsche euch auch, dass ihr die gemeinsame Zeit trotz allem genießen könnt.
Passt auf euch auf und bleibt gesund,
euer Lupo